Logoentwurf
Mein Lieblingskunde wünscht sich ein Logo, also mache ich einen Logoentwurf.
Er ist Direktor der Berliner Sekundarschule „Jean-Krämer-Schule Wittenau“.
Die Schule ist in einem altmodischen Ziegelsteinbau untergebracht, der wie ein Bogen geformt ist. Insider nennen das Gebäude „Rundbau“.
Vor ein paar Monaten haben wir einen neuen Flyer für die Schule gestaltet. Dabei habe ich das ziegelrot aufgegriffen und damit nicht nur die Überschriften des Flyers eingefärbt.
Es gibt wirklich einen hübschen Effekt, wenn man das Ziegelrot über ein schwarz-weiß Bild des Rundbaus laufen lässt.
Während unseres Gespräches über den Logoentwurf wurde uns schnell klar, das wir die Form des Gebäudes irgendwie aufgreifen wollten. Wenn man es aus einiger Entfernung betrachtet, sieht man einen großen runden Bogen mit graden Flügeln rechts und links.
Das Rot sollte auch wieder aufgegriffen werden, allerdings nicht so ziegelig wie bisher. Ein klares, intensives Rot sollte es werden.
Eine weitere Voraussetzung war, dass das Logo auf dem Briefbogen der Schule Verwendung finden soll. Dieser Briefbogen existiert als Word-Template. Es wird die „Arial“ verwendet. Also musste ich eine Schrift finden, die mit der „Arial“ harmoniert, aber auch die Schule repräsentiert.
Die Schule ist eine sogenannte Sekundarschule. Nach der neuesten Schulreform existieren in Berlin keine Haupt-, Real- und Gesamtschulen mehr. Diese Schulen wurden in Sekundarschulen überführt. An einigen Sekundarschulen kann man Abitur nach 13 Jahren machen. Die andere Oberschulart ist das Gymnasium, welches ein Abitur nach 12 Jahren anbietet.
Die „Jean-Krämer-Schule“ ist eine Sekundarschule, die aus der Fusion von einer Realschule und einer Hauptschule entstanden ist. In ihr werden Schüler von Klasse 7-10 unterrichtet, also Teenager von 12-17 Jahren.
Unter diesem Aspekt sollte die Schrift modern anmuten.
Für die erste Runde von Vorschlägen habe ich 7 verschieden Schriftarten ausprobiert. Ich werde euch aber nicht alle Versionen zumuten. Den Bogen habe ich in vier verschiedenen Versionen durchprobiert, mit und ohne Seitenflügel.
1. Logoentwurf: einfacher Bogen mit Schrift “Anna”.
Die Anna ist eine dekorative Schrift, die das Art Deco adaptiert, obwohl sie in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt wurde.
Die Schule wurde zwischen 1928 und 1931 vom deutschen Architekten Jean Krämer gebaut.
Von daher erschien mir eine Anlehnung an eine Schrift, die die 30er Jahre aufgreift durchaus angemessen.
Ich mag die Großbuchstaben dieser Schrift. „Anna“ ist eine wunderbare Überschriftenschrift, kann aber auch gut für Einladungen verwendet werden.
Für diesen Entwurf habe ich die Ä-Strichelchen rot gefärbt.
Das habe ich ann für alle weiteren Entwürfe so beibehalten und nach möglichkeit wurde auch das I mit einem roten Punkt versehen.
2. Logoentwurf: ein schmaler Bogen mit kleinen Flügeln an der rechten und linken Seite – Schrift: „Bauhaus“
Die „Bauhaus“ ist eine meiner Lieblingsschriften.
Ich liebe ihre Rundheit. Von daher dachte ich, das die Rundungen der Bauhaus auch die Rundungen des Gebäudes repräsentieren könnten.
Die „Bauhaus“ ist eine dekorative, geometrische und futuristische Schrift, die auf einem Prototypen basiert, welcher von H. Bayer vom Bauhaus Dessau im Jahre 1925 entwickelt wurde.
Das Schriftbild der „Bauhaus“ ist sehr klar. Im Gegensatz zur Headline-Schrift „Anna“ kann die „Bauhaus“ sowohl für Überschriften als auch für den sogenannten Brottext verwendet werden.
3. ein weiter Bogen mit Seitenflügeln – Schrift „Chalkboard“
Ein Herumspielen mit dieser Schrift erschien mir durchaus angemessen.
Chalkboard ist das englische Wort für Schultafel.
Was könnte besser für eine Schule passen.
4. einfacher Bogen mit „Bernhard Modern“ – der Text wurde bogenförmig gesetzt
Die „Bernhard Modern“ wurde auch in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt.
Ich mag es Schriften zu verwenden, die in der gleichen Zeitperiode entstanden sind, wie das Objekt, für das sie verwendet werden.
Die „Bernhard Modern“ ist eine sehr elegante und formelle Schrift mit Serifen, von daher würde sie perfekt zur „Arial“ des Briefbogens passen.
Den Text auch bogenförmig zu setzen, war eine nette Spielerei.
Meiner Ansicht nach unterstreicht es die Form des Schulgebäudes.
Die „Bernahrd Modern“ passt sich dem Bogen auch höchst akkurat an.
5. das gleiche Experiment mit der „Anna“
Schaut auch recht hübsch aus.
Verglichen mit der „Bernhard Modern“ nimmt die „Anna“ die Form ganz anders auf und unterstreicht sie nicht so gut.
6. weiter Bogen mit Seitenflügeln + „Bauhaus“
Wir sind schon dicht am Endergebnis.
7. kleiner Bogen + Seitenflügel + „Bernhard Modern“
Ich liebe es mit unterschiedlichen Schriften, aber gleichen Formen zu experimentieren.
Ich habe ein gewisses Gefühl für Schriften.
Aber schau dir die unterschiedlichen Ideen selber mal ganz unverbindlich an. Siehst du wie eine andere Schrift den Eindruck komplett verändert?
Die Worte „Jean-Krämer-Schule“ sind immer in der gleichen Schriftgröße gesetzt, aber es sieht je nach Art unterschiedlich aus.
8. Bogen + Flügel + „Serpentine“
Eine sehr schwere Schrifart.
Sie wurde in den 60er Jahren des letzen Jahrhunderts entwickelt.
Sie hat eine athletische, sportliche Anmutung. Ich würde sie auch als betont männlich bezeichnen.
Ich habe dann meine Entwürfe an den Kunden geschickt, der sie sehr sorgfältig geprüft hat.
Er entschied sich dann, das wir die „Bauhaus“ verwenden sollten. Ich denke, das es eine gute Wahl ist.
Klar, modern und harmoniert gut mit der „Arial“. Es sind genügend Unterschiede zwischen den beiden Schriftarten vorhanden, das auch ein Laie sie auf dem Briefbogen unterscheiden kann.
Der Direktor war noch ein wenig von dem Logo eines Reiseunternehmens beeinflußt.
Von daher wollte er gerne eine asymmetrische Variante haben.
Der Text sollte auf jeden Fall in Großbuchstaben gesetzt werden, aber auf das I sollte ein Punkt kommen – in rot.
9. asymmetrischer Bogen + „Bauhaus“
Ein weiterer Wunsch war es, das Wort „Wittenau“, welches der Name des Berliner Viertels ist, in dem die Schule angesiedelt ist, sollte größer gesetzt werden und näher an den Schulnamen herangerückt werden.
10.
11. eine dritte Version aus der zweiten Runde war, den Bogen größer und runder zumachen und den Namen mehr in den Bogen zu integrieren, als ob man in das Gebäude hineinginge.
Schlussendlich übernahmen wir die Großbuchstaben, den großen Bogen, Name und Ort wurden in der selben Schriftgröße gesetzt und von der asymmetrischen Version übernahmen wir die leichte Rundung der Ecken und Enden.
Hier die Endversion des Logos.
Letzten Freitag habe ich es zum Direktor geschickt.
Er antwortete sofort: „Das Logo sieht gut aus.“
Welches wäre denn dein Favorite gewesen?
6 Antworten auf „Logoentwurf: Ein Logo für die Schule“
[…] werden, allerdings nicht so ziegelig wie bisher. Ein klares, intensives Rot sollte es werden. ->Weiterlesen Share this:TwitterFacebookDruckenE-MailGefällt mir:LikeSei der Erste, dem dieser post gefällt. […]
Als webmaster der Jean-Krämer-Schule gefällt mir Version 1 am besten, gefolgt von Nummer 5.
Ich finde die Vorschläge insgesamt auch sehr gelungen, allerdings erschließt sich mir nicht ganz, weshalb die Punkte rot eingefärbt sein sollen. Gibt es dazu irgendeine Überlegung oder ist es einfach nur „Spielerei“?
Freundliche Grüße
Lieber Herr Host,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Natürlich ist so ein Logo immer Geschmackssache.
Die Varianten, die Ihnen gut gefallen, finde ich persönlich auch nicht schlecht.
Die Punkte waren am Anfang eine Idee unter vielen, die dem Direktor dann so gut gefallen haben, das wir sie weiter verwendet haben.
Mit dem Rot haben wir die Färbung der Schule aufgenommen, intensiviert und modernisiert.
Vielen Dank. :)
Der Bogen von Nummer 9 finde ich auch sehr schön.
schön erklärt, kann ich gut nachvollziehen
danke :)